Gutes Ende

Die Wölfin säugt’ ihr Kind im Wald,
doch dieses übergab sich bald
beim Anblick dort verstreuten Mülls:

Matratze, Klo-Sitz, Hut aus Filz.

So war die gute Milch vergossen,
doch ist ein Wolfsmilchkraut gesprossen
genau am Fleck des alten Hutes.

So hat halt alles auch sein Gutes.

 

Die Gänse feiern Blümchentaufe

Fünf Gänschen gehen Blümchen pflücken,
um ihre Mutter zu beglücken:

Mama, Mama, wie heißen die?

Die Mutter weiß nicht was und wie,

doch hat sie - wies ´ne Mutter macht -
sich schnell den Namen ausgedacht.

Die Gänse feiern Blümchentaufe!
Da fließt in Strömen Gänsewein!

Da gibts am Ende ein Geraufe!

Mallorca kann nicht toller sein!

Die frisch getauften Gänseblümchen?

Na ja. Es bleiben ein paar Krümchen.

 

Die Schellenkuh

Die Kuh fand an besonnter Stelle

dies Kraut, wir nennen es Kuhschelle.

Und wie sie unterm Weidenstrauch
sich ausruht, klingt aus ihrem Bauch

ganz leise liebliches Geläut.

Besonders, wenn sie wiederkäut.

 

Schönheit vergeht

Dies Zebra fraß ein Zebrakraut,
Doch fragt’ sich’s, als das Kraut verdaut

(beim Anblick vom verdauten Kraut):

Wohin sind bloß die schönen Streifen?

Das kann ein Zebra nicht begreifen.


 

Das arme Geißlein!

Man fragt sich, was das Geißlein aß,

(das, was im Uhrenkasten saß)
derweil der Wolf die andern fraß?
Da es doch Appetit bekam,

als dieser jene zu sich nahm?

Ein dürres Geißblatt fand’s im Kasten,
Mehr nicht. Das Ärmste! Musste fasten.

 

Der Drachenbaumschaumtraum

Ein Drache hatte einen Traum:

Er saß auf einem Drachenbaum.

Spie Feuer, wie es Drachen machen,

nur so, zum Training für den Rachen.

Da kam die Feuerwehr (im Traum!),
die löschte ihn mit Chemo-Schaum.

Dies war sein Drachenbaumschaumtraum.

 

Ein löwenstarkes Paar

Das Löwenmaul klagte dem Löwenzahn:

Ich Maul ohne Zahn, was fang ich nur an?

Da nickte der Löwenzahn: Ja, wirklich dumm!

Nimm mich: Ein Zahn ohne Maul drum herum!

Die Vermählung war noch im selbigen Jahr.

Sie wurden ein löwenstarkes Paar.


 

Hätte, hätte!

Neben der Laube

wuchs Bärentraube.

Ein Bär kam vorüber und klagte sein Leid:

Ich hab mir die Blase erkältet seit heut!

Die Pflanze schwieg still, denn bei solchem Weh
hilft aus Bärentraube ein Blättertee.

Ja, hätte, hätte der Bär das gewusst!

Dann hätte er nicht mehr so oft gemusst.

 

Kastanien in Spanien

Gelehrte trafen sich in Spanien
zur Tagung über Rosskastanien.

Ein Korb mit diesen Früchten stand
ganz vorne an der Bühne Rand
und auch ein Ross, gut angebunden.

Die Herren harren sieben Stunden,
Stoppuhr und Bleistift in der Hand ...
Umsonst. Das Tier - es war wohl satt –
nicht eine angeknabbert hat!

Die Wissenschaft – sie hat den Schaden.

Die Professoren gingen baden,
denn Spanien liegt ja gleich am Strand.


 

Zum Gedenken

Der Lattich hat den Pferdehuf gebeten:
Ich bitte höflich, nicht auf mich zu treten.
So kam man ins Gespräch. Woher, wohin,
von Urlaub, Wetter und des Lebens Sinn.

Genaueres ist leider schon vergessen:
Der nette Lattich wurde abgefressen.

Doch sein Geschlecht wird nun im ganzen Land
ihm zum Gedenken Huflattich genannt.

 

Fuchs und Fuchsie

Ein Fuchs kam auf die Schnapsidee:

Ich heirate die Fuchs-i-e!

Die Fuchsie war ein Blümelein,

im Blumentöpfchen, still und schüchtern,

das wollte seine Frau nicht sein.

Das sah denn auch der Fuchs bald ein,
denn er war wieder nüchtern.

 

Kamel und Kamelie

So gings auch dem Kamel. O nein!

Das wollte die Kamelie frein!

Die blühte still in einer Büchse.

Sie lispelte: Es kann nicht sein!

Da schritt es weiter zur Kamille
sich zu vermählen, war sein Wille!

Kamele sind halt keine Füchse.


 

Elternsorgen

Herr Habicht trägt ins Habichtsnest
ein Habichtskraut. Gleich gibts Protest:

Wir wollen keine Vitaminchen!

Pfui Teufel, Rohkost! Her mit Hühnchen!

Die Mutter Habicht bringt ein Huhn.

Roh! Grausam, doch was soll sie tun?

 

Der reiselustige Wurm

Obwohl sie unzertrennlich warn,
das Würmchen und der Wurmfarn:

Das Würmchen wollte, kaum erwachsen,

mal mit dem Zug nach Niedersachsen.

Der Farn, er wollte erst nichts hören,

Der Wurm fuhr fort, ihn zu beschwören.

Da ließ der Wurmfarn den Wurm fahrn.

 

Üble Nachrede

Das Läusekraut hat sich beschwert:

Ich will nicht mehr, dass ich so heiße!

Wer denkt nicht, der den Namen hört,
ich hätte Läuse?

Ein Lausejunge stimmte ein
und klagte gleichfalls Stein und Bein:
Auch unsereins hat keine Läuse,
normalerweise.

 

Missverständnis

Und noch ein Dritter ärgerte sich -
dies ging ihm schon lange gegen den Strich:
Warum, wieso nennt man mich Floh-Knöterich?
Der Name, mal echt, gehörte verboten!
Seht ihr an mir irgendwo einen Knoten?


 

Doppeltes Glück

Zum Doktor kam die Eselsdistel:

Oje, o weh, ich hab ´ne Fistel!
Der Doktor, der ein Esel war,
entfernt’ die Fistel ganz und gar
und nahm dafür kein Honorar.

 

Aberglaube

Die Kuckucksblume lauscht ins Tal:

Der Kuckuck flötet sieben Mal.

Aha, denkt da die Kuckucksblume,

noch sieben Jahr auf dieser Krume!

Nun ja. Der nächste Lenz bricht an,

da sind schon ihre Samen dran.

 

Schönheitskonkurrenz

Die Schönheitskonkurrenz 2002
ermittelte vor Ort, wer schöner sei:
Der stolze Fuß vom Hahn mit Ring und Sporn?

Die schlichte Blume Hahnenfuß im Korn?

In unserm Fall fiel die Entscheidung schnell:

Wir sahen alles live auf RTL.

 

Strafe muss sein

An der Chaussee war meistens Stau,
dort wuchs ein Großer Bärenklau.
Kaum kam ein Bär an diesen Ort
- per Zirkus- oder Zootransport -
da war das Tier auch schon gestohlen.

Oft musste man die Kripo holen!

Die sorgte endlich dann für Klärung:

Ein Jahr Heuballen mit Bewährung.


 

Leider keine Krallen

Am Waldrand blühen Katzenpfötchen.

Da kommen Wanderer des Wegs:

Hier ist es hübsch!

Man isst sein Brötchen,
trinkt seine Cola, knabbert Keks,
lässt Dosen, Schachteln und Papier
zum Dank den Katzenpfötchen hier.
Die Pflänzchen lassen sichs gefallen.
Sie haben leider keine Krallen.

 

Hexenküche, vegetarisch

Die Hexe rührte Natterkopf,
Krebsschere, Froschbiss in den Topf.

Das gab, plus Salz plus etwas Mühe,

die herrlichste Gemüsebrühe.
Die Gäste riefen oh und ah
und löffelten, bis nichts mehr da.

Die Hexe rülpste: Wohl bekumm-ps!

Die Brühe half auch gegen Mumps.

 

Nächtlicher Hunger

Die Ziege auf der Wiese lockt
den Bocksbart, doch der Bocksbart – bockt.

Und sie ist leider angepflockt.

Da hat sie ihren Strick zerrissen,
ist mit drei Sprüngen hingerannt.

Wird sie ihn fressen? Oder küssen?

Sie trägt ihn abends in den Stall,
denn es ist meistens nachts der Fall,
dass sie der Hunger übermannt.


 

Amtsbeschwerde

Ein Fuchsschwanz kam aufs Amt, empört:

Wo gibts das! hat er sich beschwert:

Ein Unkraut, welches ungeniert
den edlen Namen Fuchsschwanz führt?

Ich kann vor Kränkung nicht mehr schlafen,
man muss die Frechheit streng bestrafen!

Der Amtsvorsteher war ein Has,
der lief und fraß das Fuchsschwanzgras.
Worauf der Fuchs den Hasen fraß.

 

Gut gemeint

Ein Vogelpaar flocht mit Geschick
sein Nest aus grüner Vogelwicke.

Wie hübsch! Der grünste Bau am Ort!

Doch leider ist das Nest verdorrt.

Sie flogen traurig Richtung Westen
und bauten neu aus alten Ästen.

 

Großes Problem

Der Storch bringt, soviel ist bekannt,
die Babys aus der Luft ins Land.
Doch ein Problem bewegt uns sehr:
Wo kommen all die Störche her?
Nun, eine Antwort wäre diese:
Sie wachsen stückweis auf der Wiese:
Storchkopf, -hals, -bauch und auch Storchnabel.

Ab Mai, z. B. blüht Storchschnabel.


 

Der Hundeverein

Hundszunge sagte zur Hundspetersilie:

Sind wir nicht alle eine Familie?

Laden wir noch die Hundsrose ein,
gründen wir schnell einen Hundeverein!
Kamen zwei Dackel und hoben das Bein.
Die Rose war froh, nicht betroffen zu sein.

 

Billige Flugstunden

Im Dickicht rief ein Fliegenpilz:
Ich kann nicht fliegen, doch ich wills!
Wer bringt mir bloß das Fliegen bei?
Ich zahl zwei Dollar oder drei!
’ne Fliege, die den Wunsch gehört,
hat ihn die hohe Kunst gelehrt.
Und hätte er nur mehr berappt -
es hätte ganz bestimmt geklappt.

 

Gemein!

Ein Lämmlein war so schwach und blass.
Die Mutter sprach: Du hast doch was?
Rupf dieses Heilkraut hier am Rand,
Gemeine Schafgarbe genannt.
Das Lämmlein tat, wie ihm geheißen,
und lernte, kräftiger zu-

zubeißen.

Der Leser reimt oft nicht so Feines.
Das Heilkraut war halt ein gemeines.


 

Tischmanieren

Ein Frosch beschloss, dass er auf Erden
ein Märchenkönig wollte werden.
Ein König darf sich nicht blamieren.
Als erstes braucht er Tischmanieren,

(sonst ist das ganze Ansehn weg)

und dazu braucht er Essbesteck.
Er sprang und fand am nahen Teich
Froschlöffel jede Menge gleich.
Und wollt’ nun damit Mücken fangen.

(Doch ist das nicht so gut gegangen.)
Was noch passierte, wollt ihr wissen?
Da lief nix mit Prizessin-Küssen.

 

Erster Preis

Der Reiherschnabel sang so schön
von Fröschen, saftig-grünen, frischen,
von kleinen und von großen Fischen,
von Stürmen und von fernen Seen.
Den ersten Preis errang er so
auf einer Mini-Playback-Show.

 

Die nette Familie Hinze

Das Katertier bei Bauer Hinze,
das roch so gerne Katzenminze.
Drum haben Hinzes ihm ein Beet
mit dieser Pflanze ausgesät.
Schon sprießt und blüht die Katzenminze,
und Hinzes (und die Nachbarsleute)
sehn zu, wie sich der Kater freut.

Im Hof gleich hinten links – das sind se.